Von Mamas, Papas und der Welt

14.09.2019
Frisch aus dem Urlaub zurück durfte ich in den letzten paar Tagen (wieder) Kontakt zu KollegInnen und Freundinnen haben, die mich wieder, jeder und jede auf seine oder ihre Art und Weise, bewegt und berührt haben. Ich bin mir nicht sicher, ob der harten und gnadenlosen Welt da draußen manchmal bewusst ist, von welchen Schultern dieses ganze System tatsächlich getragen wird, daher hier ein Einblick, was mich umgibt und bewegt:

 

Ich schaue mich um und sehe Mamas, die schlaflose Nächte vor der Einschulung ihres Kindes haben, Papas, deren Alltag sich um die Eingewöhnung der Kinder dreht, und Urlaub, der erst mal nicht drin ist. Mütter, die mal wieder alles alleine machen, oder Väter, die verstanden haben, dass ein toller Papa vor allem toll zu seiner Frau und wirklich da für seine Kinder ist.


Da sind sie, die Leuchttürme, die die ganze Familie zusammen halten, wenn schwere Krankheiten von Partnern, Kindern oder Haustieren alle belasten. Sie hetzen von A nach B und zurück, nur um eine Hand zu halten und Trost zu spenden. Und dann muss ich sehen, wie Frauen immer noch stark vor einem stehen und für sich selbst und ihre Familie kämpfen, nachdem sie auf ihre körperliche Unterlegenheit reduziert und im verletzlichsten Moment am tiefsten getroffen wurden.


Neben der Freizeit für sich selbst, den Nerven und dem Schlaf, den sie alle bereit sind, aufzugeben, denkt man im Alltag nicht mehr daran, dass es für diese Mama Urlaub ist, mal eine Stunde lang ein Buch zu lesen, die sie dann aber auch opfert, wenn das Kind oder der mal-ja-mal-nein-Mann das Bedürfnis nach familiären Erinnerungen hat. Man sieht nicht, wie ausgepowert Mamas nach den Ferien sind, in denen sie zwei Kinder gleichzeitig und täglich rund um die Uhr alleine bespaßt haben. Und man schätzt sie nicht genug, die arbeitenden Mamas, die schwitzen und kaum klar denken können aus Sorge, ob das bei den Großeltern auch alles gut funktioniert, und die langjährige Freundschaften aufgeben, weil das Kind einfach die Prioritäten verschiebt.


Sie schlafen wochenlang auf 10 cm und ihrem rechten Arm, damit das Baby neben ihnen vielleicht durchschläft, weil für ein echtes Familienbett nun doch kein Platz im Schlafzimmer ist, montieren sämtliche Kindersicherungen an und hinter Schränken, kochen 7568 verschiedene Babybreie mit Gemüsesorten, von denen sie noch nie zuvor gehört hatten, um selbigen nach drei Löffeln vom Boden zu kratzen, basteln, häkeln und backen für den Kindergarten und die nächste Amazon- oder H&M-Lieferung beinhaltet schon lange nur mehr Kinderkram.


Ab der Schwangerschaft, jedoch spätestens bei der Geburt, wird allen Beteiligten klar, dass der mütterliche Körper ebenso selbstverständlich geopfert wird, denn wochenlange Schmerzen beim Stillen werden in Kauf genommen, um dem Kind auch nur das kleinste Bisschen an Muttermilch zu ermöglichen. Schon der Gedanken an etwas Egoismus, sich wieder eine Nacht zu gönnen, abzustillen oder für ein bisschen Arbeit entbehrlich zu werden, wird sofort von schlimmsten Vorwürfen, schlechtem Gewissen und Anfeindungen begleitet, sodass man lieber schluckt und stark bleibt, und wahrscheinlich noch überlegen dabei lächelt. 


Die Gesellschaft denkt, sie hat so große Probleme, alle haben so einen Stress und jeder gibt sich voll und ganz her, damit das Konto und der Kühlschrank voll sind - doch davon werden sie alle nie wirklich glücklich, denn davon lebt die Menschheit nicht.


Es ist sicherlich nicht die erste Hymne auf die Mamas und Papas da draußen, aber es gibt nicht genug davon und das kann es auch nicht geben. Denn am Ende des Tages berichte ich von all diesen Eindrücken wieder ... meiner Mama. Und dann wird mir bewusst, dass es niemals aufhören wird - bis ans Ende sind wir Eltern, die alles für unsere Kinder geben und einstecken würden. Und ohne diese selbstloseste Form der aufopfernden Liebe wären die tollen Männer dieser Welt nicht dort, wo sie sind, und könnten sich nicht dorthin hocharbeiten, wo sie jetzt sexistische Aussagen ablassen, wenn sie alleinerziehend wären und von ein paar hundert Euro Karenzgeld leben müssten. 


Also nehmt jetzt euer Handy in die Hand und ruft eure Eltern an - sie haben euch nicht nur das Leben sondern auch einen großen Teil ihres Lebens geschenkt, damit ihr so werdet, wie ihr seid. Wir sollten das alle mehr schätzen...